Generationswechsel
Jahrhundertelang schon beschäftigen sich Familien damit, gepflegte Traditionen an die nächste Generation weiter zu geben. Sei es in einer Glaubensrichtung, in der Handwerkerkunst oder auch in der Gastronomie- und Hotelbranche. Die geschwisterliche Disposition oder die Kronprinzregelung scheint in vielen Unternehmen eine Endlosphase einzunehmen, weil der Zuschnitt der Regelung auf die individuellen Verhältnisse der Unternehmerfamilie unberücksichtigt bleibt, welcher ein wichtiges Kriterium für das Gelingen der Nachfolge ist, Werte und Tradition pflichtbewusst und motiviert weiter erfolgreich zu managen. In vielen Fällen entsteht hier eine Konfrontation mit der Lebenswirklichkeit. Selbst bei Unternehmen mit Milliarden-Umsatzgröße geht es sehr patriarchalisch vor, auch wenn der Nachfolger aufgrund seines erfolgreich abgeschlossenen Studiums und weltlichen Einblicken fortschrittlicher und dynamischer denkt. Kein Nachkriegsenkel möchte heute noch die Kuh mit der Hand melken oder eine Gästeliste mit dem Bleistift korrigieren.
Als ein vorzeigbares und imitatorisches Paradebeispiel für den sanften Übergang und den digitalen Wandel zeichnet sich das Hotel und Restaurant Hennies in Hannover/Altwarmbüchen aus. Man muss nicht durch das Tor des Glückes, um dorthin zu gelangen, das Hotel ist verkehrsgünstig zwischen der A2 und A7 im Nordosten von Hannover zu erreichen. Ein Ort mit leisen Tönen und einer Pracht, die sich in den ausgesuchten Angeboten widerspiegelt. Das Hotel ist nach Umbauarbeiten und einem ersten Brand 1881, dem noch einige folgen sollten, heute zu einer bildschön Residenz in einem kleinen Dorf geworden, die auf den Fundamenten zu einem historisierenden Neubau errichtet wurde und durch ihre Individualität besticht. Und auch die nächsten Generationen werden sich für eine einladende Hotelatmosphäre, für rustikale und feine Gerichte in ihrem kulinarischen Kalender verantwortlich zeigen. So wie Innen, so auch Außen. Ein Aufzug erleichtert das Auf und Ab im Hause und das großzügige Gelände wirkt im Hinblick auf die faszinierende Historie des Hauses wie eine zeitgenössische Pointe mit einem Augenzwinkern. Und gerade diese Besonderheit sorgt – zusammen mit der Tenne, dem Landhaus, dem Hotelkomplex und dem Wintergarten mit seinen verschiebbaren Glastüren, die einen graduellen Übergang zwischen drinnen und draußen bilden – für den märchenhaften Charakter des Gesamtobjektes.
Und warum gerade „HENNIES“. Es schreibt schon die Geschichte, dass dieses familiengeführte Haus seit mehr als 225 Jahren im Dienst des Gastes steht. So wie es früher die Reichsmark gab, so musste man sich derzeit auch den Richtlinien zum Bau an Gebäuden beugen. Den Beschluss der Baubehörde, dass keine Wohnhäuser mehr in Altwarmbüchen gebaut werden dürfen, sondern nur Betriebserweiterungen, nahm anno dazumal Friedel Hennies zum Anlass, seine Pläne zu ändern und baute einen Stall. Als der Rohbau fertig war, entrüstete sich der Kreisbaumeister über die Größe und dessen Wert. Mit einem listigen Lächeln konterte Friedel Hennies: In den Keller kommen die Bullen, im ersten Stock werden Schweine einquartiert, im zweiten Stock halte ich Kaninchen, meine Schweine sollen sich bei mir sauwohl fühlen.
Das war damals, in unruhigen Zeiten ein hoffnungsvoller Start.
Worum geht es den Reisenden überhaupt? Um von einer Sehenswürdigkeit zur anderen zu jagen, von einem Termin zum anderen zu flitzen oder den Wert des Luxus im Hotel zu erleben? Eine Hochzeit oder eine Taufe vielleicht unter freiem Himmel? Alles ist machbar, alles ist denkbar.
Früher waren es vor allem die Dichter und Denker, die von ihren Wanderungen und den gewonnenen Eindrücken profitierten und das auf eigene Faust. Und sie hatten recht behalten. Heute haben wir das inspirierende und anspruchsvolle Erbe der guten reisenden gebildeten Gesellschaft übernommen und lassen uns dennoch von den überreichlichen Anbietern im Netz in die Luftschlösser locken oder in den Iglu nach Kakslauttanen. Auch Cape Kidnappers auf Neuseelands Nordinsel könnten wir mit Tausenden von Schafen teilen. Ja es gibt sie, die Reisen die wie ein Lottogewinn sind. Und jeder für sich hat seine eigene Philosophie. Die einen mögen‘s warm, die anderen kalt. Die einen wollen allein, die anderen zu zweit reisen. Einige wollen’s individuell, einen Roadtrip durchs Kiwi-Land, die anderen suchen das Spielzeug für den Kopf. Je weiter, desto mehr Präsenz dürfen sie dann zu Hause zeigen. Auch meine französische Freundin Julienne ist erfahren, heute weilt sie in Dublin, gestern war sie in Rom unterwegs und gleichzeitig auf dem Champs elysee Paris. Und wenn es gerade blitzt und donnert in Mexiko oder eine Windhose fliegt in Cannes auf, dann ist sie ebenso informiert. Sie scheint mit ihrem Vokuhila auf dem Hexenbesen den Geschwindigkeitsrekord der North American XB-70A Vaklyrie zu brechen.
Es gibt kein sichereres Mittel, festzustellen, ob man einen Menschen mag oder hasst, als mit ihm auf Reisen zu gehen.
Mark Twain (1835 – 1910).
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