Osteria Cavalli oder die Liebe zum Detail
Am liebsten hätte ich meine Hände in die Luft gestreckt, so weit, wie meine Daumen reichen. Sie wissen, die Daumen, die sich nach oben und im Zweifelsfall auch nach unten bewegen können. Zum ersten Mal dieses Jahres trafen warme Sonnenstrahlen auf meine Haut, in einer Umgebung, in der man etwas länger verweilen möchte und die anregt, die begehrten Perlen aus der Champagnerflasche voller Lebendigkeit und mit jugendlichem Leichtsinn überschäumen zu lassen. Jeder ist in der Osteria Cavalli ein willkommener Gast. Ob es in der Mittagspause die gewichtigen Geschäftsleute sind, am Abend die Gesellschaft im feinen Stoff oder die Studenten zwischendurch, in der Osteria wird jeder gleichermaßen zuvorkommend bedient. Kein Dröhngelächter stört den Aufenthalt und auch das Personal hinterlässt keinen erschöpften Eindruck, so drinnen wie draußen. In der Astrologie heißt es: „Wie oben, so unten“. Und manchmal fühlt man sich eben wie im Himmel. Die Vortrefflichkeit der Speisen ist vergleichbar mit denen eines scheinbar feinen Sternerestaurants mit Spitzenqualität und auch Sonderwünsche werden schnell erfüllt. Pizza und Nudelgerichte halten das Niveau, auch das gebackene Brot behält seine eigene herzhafte Note, die man auch am nächsten Tag noch schmeckt. Anlass zur Kritik zum Frischethema werden sie in diesem Lokal gewiss nicht erhalten. Und nicht nur das Wort selbst spricht für Qualität, es ist die Atmosphäre im Garten und in der Gaststube, die in ihrer Perfektion Geselligkeit und Ungezwungenheit in die Zeit verschwendet, denn der Abend mag kein Maß an Zeit. Gregor Eichinger, Wiens bester Lokalarchitekt, sagte einmal: „Wenn es im Lokal einer Frau gefällt, dann kommen auch die Männer und dann wird es voll.“ Das sollte wohl stimmen. Und Frauen sitzen nun mal nicht gerne im ungemachten Nest mit dem Gesicht zur Wand.
Und nach einem guten Essen ist mancher geneigt, den engsten Verwandten zu verzeihen. Also laden Sie ihre Angehörigen, Freunde und Geschäftspartner dorthin ein, die bislang glaubten, schon alles zu kennen. Sie werden die Momente genießen, sie werden sie lieben und es wird sicher ein stummer aber unschätzbarer Etappensieg für Sie.
Aber machen Sie sich selbst ein Bild, ich habe es bereits getan.
Und es kann durchaus vorkommen, dass sich die Gäste bei der Verabschiedung nur schwer aus den Armen der übrigen lösen wollen.
Bis bald.
No Comments