Gefühlsdefizite

Haben wir alles richtig gemacht, haben wir etwas versäumt oder sind wir zufrieden, so wie es gerade ist und das Leben gibt uns noch ein gutes Stück? Offene Fragen, die wie eine Herausforderung klingen. Am Ende der Worte steht ein zweideutiges Schweigen, das wie eine Mauer ist, andererseits eine offene Tür sein könnte. Und manchmal stellen wir uns die Frage, warum alles so schwierig geworden ist. Wir wollen es nicht so tief, aber auch nicht so oberflächlich, da, irgendwo in der Mitte. Aber wer weiß schon wo die Grenzen liegen. Vieles wiederholt sich im Leben und verliert dadurch seinen Reiz. Die Erfahrung lehrt uns,  vorsichtig zu sein, zu prüfen, zu überdenken, zu filtrieren und abzuwägen, so lange  bis  die Zeitlosigkeit zu einer Oase der Erinnerung wird und  der kühle Herbstwind mit seinen verschwenderischen Farben nur noch vergangene Bilder malt und von den tausend Gefühlen nichts mehr übrig bleibt. Die größte Feindin der Liebe ist die Angst vor dem Neuen, dem Unbekannten, Unberechenbaren. Man traut niemanden mehr und am wenigsten sich selbst.

Und dann, ganz plötzlich entflammt ein Feuer, unaufhaltsam und unkalkulierbar, ein unergründliches Geheimnis. Der Staub der Historie entwickelt sich zu purem Lebensgefühl.

Man wünscht sich nah zu sein, um eine Minute Ewigkeit zu erleben, das Unsichtbare sehen, das Unhörbare hören und das Unverständliche verstehen wollen. Wir erschaffen uns in Gedanken ein „Paradies“, das aber im echten Leben kaum möglich ist, denn in jeder noch so intensiven Begegnung kann sich von einer Seite ein zu viel oder ein zu wenig bilden. Meist lebt der eine in seiner eigenen Realität und der andere im schönen Schwelgen seiner Vorstellung. Und daran wird sich in einhundert Jahren nichts ändern. Jedes Gefühl folgt seinem eigenen Gesetz. Leider ist es immer unbeschrieben, sehr verschieden und zu allem Überfluss in ständigem Fluss, also regelrecht gesetzeslos. Meistens sprechen Kopf und Bauch eine unterschiedliche Sprache, wenn wir aber mit unserer Seele sprechen,  sagt sie uns alles, was wir wissen müssen.

Und dann, ganz unbemerkt, zeichnen sich im Laufe dieser Hochphase flüsternde Stimmungsschwankungen ab. Irgendetwas  fühlt sich plötzlich nicht mehr ganz richtig an:

Sind hohe Erwartungen aber in jedem Fall gut? Gibt es vielleicht auch ein „zu viel“ an Erwartungen? Können hohen Ambitionen sogar schädlich sein?

Je differenzierter Personen zwischen ihren eigenen Emotionen in verschiedenen Situationen unterscheiden können, umso genauer können sie auch unterschiedliche Emotionen bei anderen Personen erkennen,  die bei älteren Erwachsenen aufgrund ihrer stabilen Selbst- und Persönlichkeitsentwicklung positiver getönt sind, als bei jungen Erwachsenen, die aufgrund ihrer unkritischen Einstellung, zu mehr negativen Gefühlen neigen. Diese Charakteristik  könnte ein Hinweis darauf sein, dass ältere Erwachsene ihr Leben mithilfe von Lebenserfahrung besser zu meistern gelernt haben als jüngere Erwachsene.

Ist dann einmal der unangenehme Gefühlszustand eingetreten, der in repetitiven, bedeutungslosen oder unterfordernden Situationen entstehen kann, lässt sich diese Abwärtsspirale im Allgemeinen nicht mehr aufhalten und zielt auf ein mögliches „Ende“, wenn nicht einer der Beteiligten versucht, den Fokus auf positive Aspekte in Ihrer Beziehung zu lenken.

Denken Sie daran, dass Ihr Gegenüber Gründe hat, weshalb er oder sie mit Ihnen zusammen ist, und lassen Sie sich nicht durch kleine Streitereien oder Missverständnisse aus dem Konzept bringen. Kämpfen Sie um ihr Glück, sie haben es verdient.

1 Comment

  • JJ Snider November 24, 2020 at 6:54 pm

    Gefühlsdefizite? Nehmen wir sie doch beim Wort. Sie sind so vielfältig und können verschiedenen Ursprungs sein. Hier reflektiere ich nicht nur auf ein Gefühlsdefizit hinsichtlich eines mir nahen Menschen. Und so muss ich den Gefühlen einen Platz zu Verortung ein räumen. Das Wort Gefühlsdefizit scheint mir sehr neutral zu sein aber ich gehe natürlich davon aus, dass man/sie ein positives Gefühl beschreibt dass defizitär in einem selbst erscheint. Wer braucht schon negative Gefühle?
    Mit Menschen deren Gefühle man sich noch nicht so sicher ist, hat es bestimmt eine sehr besondere Bewandtnis. Doch die Palette der Gefühle ist natürlich sehr breitbandig. Und hier spielen die gegenseitigen Erwartungen wohl eine große Rolle. So meine ich sind manche Gefühlsdefizite noch nicht klar definiert und wohl auch deshalb einer gewissen Melancholie unterworfen. Dieses Defizit ist dann wohl eher ein Manko und hat vielleicht mit einer inneren wie äußeren Spannung zu tun. Und erst durch diese Spannung mag es sich als Defizit artikulieren. Aber die schönste Sache dies aufzulösen ist einfach eine Sprache zu finden und sich darüber zu unterhalten. Ich kenne viele Menschen in meinem Alter die davor zurückschrecken Gefühle zu bezeugen, denn in jedem Gefühl liegt auch eine Gefahr. Steigt die Gefahr, werden Menschen gefühllos. Die Hoffnung liegt darin Gefühle nicht als Gefahr zu sehen Sondern als Chance

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