Wohin mit der Einsamkeit

Wir fühlen uns einsam, wenn wir nach sozialem Anschluss und emotionaler Bindung suchen. Dieser Zustand ist nicht zwangsläufig von einem Partner abhängig und kann deshalb auch gelöst werden. Einsamkeit ist keine unheilbare Krankheit, einsam ist heilbar. Ohne Medikamente, ohne  Wundermittel und auch ohne Placebos. Einsam ist nur ein Wort, es steht für eine Empfindung, für eine innere Leere, die wir spüren, die den Moment einfriert und einen tiefen Schmerz und eine endlose Trauer verursachen kann. Diese Stimmung fühlt sich wie ein Ungeheuer an, das sich von innen nach außen frisst und beschreibt das Gefühl,  nicht anerkannt, beachtet und gebraucht zu werden. Das Einsamkeitsgefühl trifft uns nicht nur,  wenn wir abends allein in der Wohnung sitzen und die Gedanken zu einem Knoten binden,  auch Paare können sich einsam, alleingelassen und vom Leben abgeschnitten fühlen. Einsamkeit kann uns nicht nur krank machen, sondern auch unser Leben verkürzen. Das heißt, Einsamkeit beschreibt auch die Unzufriedenheit mit den zwischenmenschlichen Beziehungen, eine starke Empfindung, dass man niemandem wichtig ist und anderen zur Last fallen könnte. Diese Gedanken können uns manchmal bis an den Rand einer Brücke führen, unter der ein reißender Fluss in das offene Meer führt. Besonders tragisch erleben wir die vielen missgestalteten Stunden an den Sonn- und Feiertagen, die sich wie dichter Nebel um uns herum ausbreiten. Wie von unsichtbarer Hand entsteht eine dicke Stadtmauer, die uns von der Außenwelt trennt, durch die es kein Entrinnen gibt. Und nur durch ein zufällig entstandenes Loch nehmen wir als Komparse den Duft der Außenwelt wahr, der das Barometer des Verlassenheitsempfindens noch stärker ansteigen lässt.Und wenn dann die Zeit gekommen ist, in der sich ferne und fremdgewordene Freunde an uns erinnern, sind wir versucht, bohrenden Fragen auszuweichen, um uns nicht ganz zu entblößen.

In meinen Seminaren erfahre ich sehr oft, dass sich ein Teil aus einer Paarbeziehung immer wieder beklagt, wie schön es doch wäre, einmal wieder allein zu sein, um nicht den Alltag mit dem Partner teilen zu müssen. Auch Argumente wie: „Du hast es gut, Du kannst tun und lassen was Du willst  und ja, mit Mann ist es nicht immer schön, aber alleine möchte ich auch nicht sein“ ,  sind versteckte Bekenntnisse, die nichts weiter sind,  als die pure Angst vor der Einsamkeit. Auch Karlchen, Dieterle, Dickerchen, Peterle  und Co. sind Wesen, die nun mal nicht ohne „Frau“ überlebensfähig sind. Aber ist das wirklich der Grund? Ist das die pure Angst, soziale Bindungen zu verlieren und dann möglicherweise in eine Randgruppe geschleudert zu werden?Einsamkeit kann auch eine faszinierende Form annehmen, die uns über eine Brücke in das pulsierende Leben führt.  Einsamkeit kann eine kurze Verschnaufpause und eine Rückblende auf Vergangenes sein, welches uns ein Feedback gibt, etwas zu ändern. Einsamkeit kann auch die Persönlichkeit stärken, wenn wir den Kraftplatz suchen. Und jeder von uns besitzt Reserven, diesen Kraftplatz aufzusuchen.

Versuchen Sie einmal, sich in eine Art Trance zu versetzen und fühlen Sie sich  ungeniert in ihr eigenes „Ich“ hinein. Liegt da nicht irgendwo etwas Kreatives verborgen oder eine Affirmation, eine Gabe oder ein Talent, das in Ihrem Bauch begraben liegt? Stellen Sie sich vor, sie betreiben einen kleinen Buchhandel, oder leben fernab von der Heimat unter der Sonne in einer Finca und malen. Sie feiern sich als Star bei Youtube oder Sie starten ein eigenes Online Portal, welches noch unberührte Leidenschaften und Chancen bietet, Ihre Ersparnisse aufzubessern. Öffnen Sie Ihre Schatzkiste der Talente! Sie werden spüren, dass sich diese Welt ganz anders anfühlt, als  diese, in der Sie feststecken. Einsamkeit, ein Wort, welches  sich durch neue Gefühle verändern  und ersetzen lässt. Tapetenwechsel, räumliche Veränderung und schrittweise Entlastung angestauter Gefühle und Nieschenhäschen. Frei sein….. aber auch frei fühlen. Lernen Sie kochen, laden Sie neue Bekannte ein. Schreiben Sie sich die Seele aus dem Leib, malen Sie Bilder, veranstalten Sie selbst Vernissagen oder schließen Sie sich einer Gruppe Gleichgesinnter an, die verbindet. Und es bedarf auch etwas Glück und Geduld, die richtigen Menschen zu finden. Es gibt so viele Kontaktmöglichkeiten, die Sie vielleicht übersehen haben. Sie allein wissen, was Sie wirklich wollen, was Ihnen gut tut. Gehen Sie der Sache auf den Grund: Was bin ich für ein Mensch, was brauche ich zum Glücklichsein? Mit dieser Antwort kommen neue Reize auf Sie zu, als bloß der Tag der toten Ente. Aber: Sie müssen es selbst tun…..gehen Sie auf andere zu, die anderen werden es nicht tun, denn sie warten genau wie Sie auf Kommunikation und seien Sie dankbar für dieses Leben, das Ihnen geschenkt wurde.

Ihre Aufgabe:

Ich bin ….Ich will….Ich kann…

Der Untersuchung zufolge soll Einsamkeit unserem Körper noch mehr schaden als Fettleibigkeit und andere chronischen Krankheiten. Wir wissen, dass Gemeinsamkeit einen schmerzlindernden Effekt hat und das Immunsystem stärken kann. Was nun? Einsamkeit macht krank, Gemeinsamkeit macht gesund? Einfach oder nicht? Wichtig ist, dass wir erkennen, dass wir wirklich einsam sind.  Denn nicht jede vorübergehende Erscheinung wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit ist gleich eine Eintrittskarte für jedes Wartezimmer.

1 Comment

  • JJ Snider November 19, 2018 at 10:42 am

    Ich lese begeistert Ihre Zeilen.

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