Feiertage heiter bis wolkig

bevorstehende Feiertage sind meist verbunden mit etwaigem Müßiggang oder empfindlichen Bauchschmerzen, wenn wir daran denken, dass sie zum emotionalen Schlachtfeld werden könnten und sie sich wie eine angekündigte unvermeidbare Katastrophe nähern. Und das in jedem Jahr.

Für viele bleiben sie unvergessen und für einige bedeuten sie notwendiges Übel. Was Paaren Anlass gibt, sich auf die Festtage und auf die Familie zu freuen, ist es doch für Singles immer wieder eine Herausforderung, mit aufkommenden Gemütsbewegungen umzugehen. Und manchmal sind es nur Kleinigkeiten, über die wir stolpern, wenn wir nach Jahren der örtlichen Abtrennung plötzlich aufeinander hocken, denn jeder Einzelne hat sich auf seine spezielle Art qualifiziert. Die Großeltern verfallen in den Eigensinn, die Eltern haben zu hohe Erwartungen und die Kinder möchten manchmal Abstand halten.

Und mich fasziniert die Entzauberung der Feiertage jedes Jahr auf die gleiche Manier und ständig jage ich der Erklärung hinterher, warum ich mich immer wieder in eine Art Abhängigkeitsverhältnis begebe. Es ist nicht der Ort, den ich bevorzuge, es sind nicht die Menschen, die mich nach Jahrzehnten aus großer Entfernung mit geschlossenen  Armen empfangen und auch die Dynamik des Heimatdorfes zeigt enge Grenzen. Aber was ist es dann, dass ich immer wieder glaube, dass es diesmal anders wird? Die Antwort liegt im Bücherregal ganz hinten, etwas versteckt zwischen den Freud’schen Werken und manchmal schwingt auch ein Hauch von Sehnsucht Heimat mit. Und es war noch etwas anderes, es war ein Teil eines ambitionierten Projektes unter Einbeziehung eines großflächigen Gartenareals, durch das ich auf dem Gebiet der Architektur Maßstäbe setzen wollte. Noch ein letztes Mal unternahm ich den Versuch, den alten Staub, der über die Jahre unter den Teppich gekehrt war, hervorzuholen. Aber da war es wieder, das kleine Gefühl von Vergeudung, wenn dieser Höhenflug von Emotionen auf die Erde zurückgebracht wird und alles zwecklos erscheint, der Starrsinn Einhundert jähriger Menschen wie ein schwarzer Nebel die Absichten im Wort erstickt und der Abdruck der Jugend die längst verschwunden Spuren verwischt. Im alten Gemäuer liegen noch immer die Attribute einer längst vergangenen und vergessenen Welt, die durch ein kleines bisschen Bereitwilligkeit mühelos einem neuen Konzept angepasst werden könnten, ein Ansatz der Planung, der seit Jahren in meinem Kopf neue Kurven legte, aber zunehmend durch die intellektuelle Zurückhaltung des alten Hausherren an Format verlor und auch an sonstiger Bereitwilligkeit scheiterte. Und vielleicht sollte es diesmal endgültig eine Wendung geben, um endlich ehrwürdige Pfade zu verlassen. Man muss nicht an der Pflicht zerbrechen und zu den Feiertagen in aller Regelmäßigkeit um die halbe Welt  reisen, um sich den artfremden Bedürfnissen anzupassen, denn es ist keine Ehrensache, für immer Kind zu bleiben, selbst wenn eigene Kinder bereits schon wieder Kinder haben. Also raus aus dieser Falle, raus aus dem Rollenspiel und ab in das selbstbestimmte Leben. Auch wenn es sich plötzlich wie trockener Erde, wie eine verbrannte Zweiheit anfühlt, feiern Sie, wenn es etwas zu feiern gibt und setzten Sie sich nicht länger den Erwartungen des  Nächsten aus, feiern Sie mit Ihrer neu entdeckten Wahlverwandtschaft, die frische Impulse setzt und zelebrieren Sie den Geschmack auf etwas Besonderes.

 

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